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Mittwoch, 14. August 2013

Vom Verloren-sein

Anfang Juni habe ich etwas erlebt, dass wirklich sehr bezeichnend war und... mir sehr viel darüber klargemacht hat, wie es in mir drin eigentlich aussieht. Meistens zeigt sich ja der wahre Charakter oder das war wirklich gerade in einem drin vorgeht erst in Extrem-Situationen. Und in so eine Situation habe ich mich dann gebracht.

Alles fing damit an, dass ich zum zweiten Wochenend-Modul meiner Weiterbildung ("Leiterschafts-Intensiv-Training" von xpand) fahren sollte. Beim ersten Modul hatte ich das Auto meines Bruders zur Verfügung und konnte dann eben mit dem Auto dorthin fahren, da ich selbst ja in der Großstadt Köln mit all den vielen tollen Nahverkehrsanbindungen einfach kein Auto brauche. Diesmal hatte ich nun also kein Auto.

Mein Plan war ursprünglich, all meine Dinge in meinen großen Trekking-Rucksack (den ich noch von meinem tollen Irland-Wander-Wildcamping-Urlaub von 2010 da habe) zu packen und dann mit einem Bus nach irgendwo zu fahren, dort in einen anderen Bus umzusteigen, der auch direkt zu der Tagungs- u. Übernachtungsstätte fuhr. Ich wäre dann zwar fast eine Stunde zu früh da, aber besser zu früh als zu spät. Den Trekking-Rucksack habe ich eigentlich nur aus dem Grund gewählt, weil bei meinem Handgepäcks-Koffer diese Zieh-Schiebe-Stangen-Funktion (wie heißt das nochmal??) kaputt gegangen ist und ich dann nicht wusste, wie ich den sonst transportieren sollte. Außerdem passt in den Trekking-Rucksack einfach viel mehr rein - höhö!

Das war also der Plan. Oh man. Schon allein dran zu denken, wie es dann tatsächlich kam ist einfach nur... verrückt. Für mich zumindest. ;-)

Ich war rechtzeitig mit dem Packen fertig, hatte noch eine gute halbe Stunde bis ich zur Bushaltestelle losgehen musste und hab dann spontan beschlossen ein Video zu filmen um meine Lieblings-Sommer-Nagellacke zeigen zu können. Und dann hab ich den Bus verpasst. :-( Hab ich schon erwähnt, dass der Bus an meinen Bestimmungsort nur alle 2 Stunden fährt?!? Ich hab mir dann schnell eine andere Verbindung per Zug und dann Bus rausgesucht, bin auf zum Bahnhof und dort hieß es, dass der Zug 30 Minuten Verspätung hat!! WHAT?!? Also würde es super knapp werden den Anschlussbus (der ja nur alle 2 Stunden fährt!!) noch zu bekommen, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich noch Hoffnung, dass das alles klappt!

Dann kam zwar der Zug 30 Minuten zu spät, fuhr aber wegen irgendwelchen technischen Problemen erst 10 Minuten später los und auf der Strecke hielt er dann auch an jedem Bahnhof um einiges länger als normal. Also ingesamt mehr als 40 Minuten Verspätung! ARRGGHH!! Ich wurde immer nervöser und hatte immer mehr die Befürchtung, dass die Anreise doch noch einiges komplizierter werden würde als vormittags noch gedacht... Was dann ja auch so war.


Den Bus hatte ich  natürlich verpasst. Zwar nur um 10 Minuten, aber hey, 1 Stunde und 50 Minuten an einer seltsamen Bushaltestelle im Nirgendwo sitzen zu bleiben - nichts für mich! Ich hatte ja zum Glück meinen Trekking-Rucksack, also war ich recht flexibel. Den Busbahnhof in Leichlingen konnte ich trotz Google-Maps und Rumfragen nicht finden! Ich war wirklich noch NIE in einer Stadt/Gemeinde? die so schlecht ausgeschildert war!!

Also hab ich mir gedacht, so schlau wie ich eben bin: "Hey, so lange warte ich nicht auf einen Bus von dem ich noch nicht mal weiß wo genau er denn abfährt! Google-Maps sagt mir, dass ich zu Fuß 1 Stunde und 20 Minuten bis zum Bestimmungsort laufen würde. Dann hab ich wenigstens Bewegung, sehe was von der Gegend und langweile mich nicht. Außerdem komme ich dann ja doch noch rechtzeitig zum Abendessen an!" Und dann bin ich losgewandert. Danke Google-Maps! ;-)

Der Weg war schön und interessant. Ich habe mich ernsthaft bemüht die Schönheit der Natur und die schönen Häuser zwischendurch zu genießen. Und ich habe versucht mich darauf zu konzentrieren, zu hören, ob Gott mir nicht irgendwas bestimmtes sagen  möchte.


 Bis ich an die eine Abbiegung kam. Und nicht mehr wusste wo ich war. Ein Wander- u. Fahrradweg. An dem schönen Weltersbach entlang. Mitten durch den Wald. Ohne Internet-/Handyempfang. Ein Alptraum für mich als Google-Maps-Abhängige in der Wildnis ohne jegliche Beschilderung von Wegen, Zielen, Dauer bis zum Ziel etc. Und tausenden von Kreuzungen im Wald ohne auch nur ein klitzekleines Schildchen!!


Rückblickend kann ich echt nur darüber staunen, dass ich mich nicht einfach auf eine Bank gesetzt habe um zu heulen. Ich hab es mit viel Gebet geschafft weiterzugehen. Und das stundenlang. Ohne zu wissen, ob ich richtig bin, ob irgendwann ein Ende des Waldes in Sicht kommt, ob ich überhaupt auch nur ansatzweise in die richtig Richtung gehe. Meine da noch fast neuen Chucks wurden gründlich eingeweiht. ;-)


Und trotz dieser Panik die in mir schlummerte, trotz des alles-bestimmenden Gefühls des Verloren-Seins, habe ich versucht das Gute wahrzunehmen. Z. B. ist mir aufgefallen, wie lange ich nicht mehr "einfach so" alleine in der Natur unterwegs war. Wie sehr ich es vermisst habe. Ich habe mich an die vielzähligen Gebetsspaziergänge erinnert, die ich in den letzten... ca. 10 Jahren schon so durch diverse Wälder und Felder unternommen habe und wie sehr sie mich geprägt haben. Wie sehr Gott mich dabei geprägt hat. Aber seit ich in Köln wohne sind Gebetsspaziergänge in der Natur, nur ich und Gott, ziiiiemlich selten geworden. Köln ist halt eine Millionenstadt. Und wenn ich extra viel Aufwand betreiben muss (z. B. mit mehreren Bahnen und Bussne fahren) um überhaupt in ein Stück Natur zu kommen, wo ich wirklich mit Gott allein sein zu können, dann mach ich das leider viel zu selten.


Ich konnte trotz allem doch mehr über die wunderbare Natur Gottes staunen, als ich selbst gedacht hätte! Schon krass! Aber Verloren-Sein ist echt kein angenehmes Gefühl. Sehr viel länger hätte ich es wirklich nicht ausgehalten! Irgendwann konnte ich eine Spaziergängerin die mir im Wald entgegenkam fragen, ob ich zumindest in die richtige Richtung laufe und sie meinte, dass es nur noch ca. 30 Minuten dauern würde. Ihr könnt euch vielleicht ansatzweise meine Erleichterung vorstellen, als ich endlich wieder geteerten Boden unter den Füßen hatte und Häuser sehen konnte! Endlich wieder in der Zivilisation! Endlich war ich nicht mehr verloren! Und endlich ging auch wieder Google-Maps! ;-)


Also kam ich mehrere Stunden zu spät (total verschwitzt und naja... hab mich echt eklig gefühlt *lol*) endlich im Pilgerheim Weltersbach an. Und Hunger hatte ich auch. Was für einen. Leider gab es aber auch kein Abendessen mehr. Oh man. Das war mir echt eine Lektion!


Und direkt am Sonntag, nachdem das Modul nun zu Ende war und ich mich wieder auf den Nach-Hause-Weg machte, wurde das von mir Gelernte nun wieder auf die Probe gestellt! :-D Und zwar hatte ich knapp um ein paar Minuten den Zug in Richtung Köln verpasst. Die Frage war für mich nun: Finde ich irgendwo in Leichlingen den Bus-Bahnhof und fahre mit dem Bus und finde eventuell (hoffentlich) noch irgendwo etwas zum Mittagessen? Oder warte ich beim Bahnhof auf den Zug der dann in einer Stunde oder so kommen sollte?

Oh man, ich bin tatsächlich losgelaufen in Richtung Bus-Bahnhof! Hab mich dann aber doch zum Glück an meine Lektion von Freitag erinnert und bin zurück zum Bahnhof gegangen. Dort hab ich zwar lange müßig rumstehen müssen, aber zumindest hab ich mich nicht schon wieder verlaufen und war auch relativ schnell zuhause!


So viel zu dem Thema. Ich weiß, der Post ist ewig lang geworden. Ich brauchte auch mehrere Anläufe um mein Erlebnis tatsächlich schriftlich festzuhalten. Da kommen doch auch wieder diese Emotionen hoch. Das möchte ich einfach nicht wieder erleben!!

So. Wie gehts euch damit? Habt ihr euch schonmal total verlaufen? Wie seid ihr damit umgegangen? Und was konntet ihr daraus lernen?

Ganz liebe Grüße,
Regina

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